Livestream: Einfach machen trotz Isolation
Foto: © Sebastian Schiller - Wenige Minuten vor dem ersten Livestream der Finsterwalder Stadtgespräche wollte unser Mikrophon nicht mehr funktionieren. Es klappte dann aber doch, wenngleich vielleicht noch nicht alles ganz perfekt war. Trotz oder wegen des Coronavirus waren die Stadtgespräche dieses Mal ein kleines Experiment. Sie fanden unter dem Motto "Ein Gast, ein Buch, eine Stunde." statt. Ziel war es, einerseits ein Lebenszeichen von uns zu geben, andererseits und das vor allen Dingen, das Publikum zu unterhalten und für einen kurzen Augenblick aus der Isolation herauszuholen. Zu Gast war der Schriftsteller und Journalist Benjamin Maack, der sich aus Hamburg live dazugeschaltet hatte und sein neuestes Buch vorstellte.
Das Buch erschien Anfang März genau zu dem Zeitpunkt nach und nach das öffentliche Leben heruntergefahren wurde. Dabei ist dessen Thema aktueller denn je. Während Ärzte anderer Bereiche, etwa Orthopäden oder Dermatologen, seit dem Ausbruch der Pandemie weniger Patienten zu versorgen haben, sind Psychotherapeuten gerade besonders gefragt. Die Pandemie zwingt viele Menschen in die soziale Isolation und Einsamkeit. Etwas, was bisher eigentlich der fortschreitenden Globalisierung und der Individualisierung der Gesellschaft nachgesagt wurde. Maack ist Redakteur bei Spiegel-Online. Er hat 2013 beim Ingeborg Bachmann-Preis in Klagenfurt gelesen und dort mit seiner Kurzgeschichte "Wie man einen Käfer richtig fängt - von Joachim Kaltenbach" den 3sat-Preis gewonnen.
Sein neues Buch handelt von seiner eigenen Depression, die ihn in den letzten sechs Jahren in drei schweren Episoden samt Krankenhausaufenthalten an den existenziellen Rand brachte. Dazu gehörten auch tagelange Selbstmordgedanken. Er begann in dieser Zeit in einem Notizbuch alles aufzuschreiben und arbeitete später in seinem Werkraum im Keller seines Wohnhauses weiter daran. Daraus entstanden berührende und zum Teil sehr schmerzliche "Innenansichten" seiner Depression. Im Unterschied zu anderen Schilderungen von Psychologen, Fachleuten oder direkt Betroffenen, schrieb er an seinem Buch während es ihm sehr schlecht ging; also nicht erst rückblickend. Heute würde und könnte er das Buch so nicht mehr schreiben, weil er sich nicht mehr in dieser Situation befindet.
Was Menschen in der aktuellen Pandemie-Situation beschäftigt ist ihre soziale Distanz, die zur Isolation und Einsamkeit führt. Es wird wohl Monate oder Jahre dauern, um die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu verstehen. Für depressive Menschen kann die Krise zu einer doppelten Gefahr führen. Im Hinblick auf die Isolation rät Maack, Probleme oder Fragen nicht immer mit dem Kopf lösen zu wollen: "Man versucht, Dinge, die im Kopf sind, oft mit dem Kopf zu lösen. Manche Dinge lösen sich besser dadurch, dass man eben nicht mehr daran denkt." Gleichzeitig schlägt er vor, lieber öfter nach draußen zu gehen, "anstatt sich alles vorzustellen, was passieren könnte, was sein wird, was wie sein wird. Einfach mal machen, das ist immer gut."
In der kurzweiligen Stunde wechselten sich Lesung und Interview ab. Maack beantwortete zahlreiche Fragen. Ausdrücklich hatte er zu Beginn darauf hingewiesen, wie gerne er Lesungen durchführt und, dass alle Fragen zulässig seien. Etwa 30-40 Gäste verfolgten gespannt das neue Format live im Internet. Viele zeigten sich sehr zufrieden mit dem Experiment, welches die Stadtgespräche erstmals an einem ganz anderen Ort in einem neuen Rahmen stattfinden lies. Etwas, was bis vor kurzem noch völlig undenkbar erschien. Gleichzeitig ist es eine schöne Gelegenheit, mehr von einem Gast zu erfahren als vor Publikum. Fortsetzung folgt!
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Das Buch erschien Anfang März genau zu dem Zeitpunkt nach und nach das öffentliche Leben heruntergefahren wurde. Dabei ist dessen Thema aktueller denn je. Während Ärzte anderer Bereiche, etwa Orthopäden oder Dermatologen, seit dem Ausbruch der Pandemie weniger Patienten zu versorgen haben, sind Psychotherapeuten gerade besonders gefragt. Die Pandemie zwingt viele Menschen in die soziale Isolation und Einsamkeit. Etwas, was bisher eigentlich der fortschreitenden Globalisierung und der Individualisierung der Gesellschaft nachgesagt wurde. Maack ist Redakteur bei Spiegel-Online. Er hat 2013 beim Ingeborg Bachmann-Preis in Klagenfurt gelesen und dort mit seiner Kurzgeschichte "Wie man einen Käfer richtig fängt - von Joachim Kaltenbach" den 3sat-Preis gewonnen.
Sein neues Buch handelt von seiner eigenen Depression, die ihn in den letzten sechs Jahren in drei schweren Episoden samt Krankenhausaufenthalten an den existenziellen Rand brachte. Dazu gehörten auch tagelange Selbstmordgedanken. Er begann in dieser Zeit in einem Notizbuch alles aufzuschreiben und arbeitete später in seinem Werkraum im Keller seines Wohnhauses weiter daran. Daraus entstanden berührende und zum Teil sehr schmerzliche "Innenansichten" seiner Depression. Im Unterschied zu anderen Schilderungen von Psychologen, Fachleuten oder direkt Betroffenen, schrieb er an seinem Buch während es ihm sehr schlecht ging; also nicht erst rückblickend. Heute würde und könnte er das Buch so nicht mehr schreiben, weil er sich nicht mehr in dieser Situation befindet.
Was Menschen in der aktuellen Pandemie-Situation beschäftigt ist ihre soziale Distanz, die zur Isolation und Einsamkeit führt. Es wird wohl Monate oder Jahre dauern, um die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu verstehen. Für depressive Menschen kann die Krise zu einer doppelten Gefahr führen. Im Hinblick auf die Isolation rät Maack, Probleme oder Fragen nicht immer mit dem Kopf lösen zu wollen: "Man versucht, Dinge, die im Kopf sind, oft mit dem Kopf zu lösen. Manche Dinge lösen sich besser dadurch, dass man eben nicht mehr daran denkt." Gleichzeitig schlägt er vor, lieber öfter nach draußen zu gehen, "anstatt sich alles vorzustellen, was passieren könnte, was sein wird, was wie sein wird. Einfach mal machen, das ist immer gut."
In der kurzweiligen Stunde wechselten sich Lesung und Interview ab. Maack beantwortete zahlreiche Fragen. Ausdrücklich hatte er zu Beginn darauf hingewiesen, wie gerne er Lesungen durchführt und, dass alle Fragen zulässig seien. Etwa 30-40 Gäste verfolgten gespannt das neue Format live im Internet. Viele zeigten sich sehr zufrieden mit dem Experiment, welches die Stadtgespräche erstmals an einem ganz anderen Ort in einem neuen Rahmen stattfinden lies. Etwas, was bis vor kurzem noch völlig undenkbar erschien. Gleichzeitig ist es eine schöne Gelegenheit, mehr von einem Gast zu erfahren als vor Publikum. Fortsetzung folgt!
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