Über das lange Warten auf den Abflug
Foto: © Unbekannt - Das Fliegen ist ein Sinnbild für den großen Traum der Menschen nach Freiheit, Reisen und Beweglichkeit. Dank der Flugtechnik entzieht sich das Fliegen jeglicher Anziehungskräfte. Die übliche Reiseflughöhe beträgt 35.000 - 40.000 Fuß, was etwa 10.000 - 13.000 Metern entspricht und damit unterhalb des gerade diskutierten COVID-19 konformen Bewegungsradius von 15 Kilometern um den Wohnort liegt.
Vor 111 Jahren gab es in Finsterwalde bereits erste Flugversuche durch die Flugtechniker ("Aviatiker") Hugo Häusler und Fritz Holl. 1910 hatten beide eine Flugmaschine "HH 1" entwickelt. Die in Frankfurt a. M. herausgegebene Zeitschrift "Flugsport" verzeichnete im März 1910 lakonisch: "In Finsterwalde ist von den genannten Herren [Häusler und Holl - Anm. d. Verf.] eine Flugmaschine gebaut worden. [...] Der 30 PS Motor ist vorn angeordnet. Das Gewicht der Maschine beträgt 350 kg, das Flächenareal 50 qm." In der Nähe des heutigen Segelflugplatzes auf dem Heideplatz am Rande Finsterwaldes fand zwei Jahre später ein erster Flugtag statt. Knapp 3.000 Zuschauer verfolgten auf Gornickis Sportplätzen die Flugvorführungen.
Obwohl der Bau der Flugmaschine zunächst vor der Öffentlichkeit verborgen blieb, hatte ein Reporter des "Niederlausitzer Anzeigers" sie Anfang März 1910 besichtigen können. Der vogelförmige Rumpf von neun Metern Länge war schon gut zu erkennen. Eine Ansichtskarte, datiert im August des gleichen Jahres, zeigt Fotos des fertiggestellten Flugzeugs sowie der Konstrukteure. Der Absender aus Finsterwalde berichtet seiner Schwester und seinem Schwager von der Flugmaschine. Er ist sich sicher, dass die beiden Flugtechniker "in nächster Zeit nach Johannisthal kommen, um dort ihre Prüfung abzulegen".
Johannisthal war zu diesem Zeitpunkt noch ein Berliner Vorort, besaß aber den ersten deutschen Motorflugplatz, den zweiten in der Welt überhaupt. Dort legen die Luftfahrtpioniere ihre Flugscheinprüfungen ab, erproben die ersten Flugzeuge, werden Flugzeugmotorentests und Festigkeitsprüfungen sowie Flugschauen durchgeführt. Private Firmen und öffentliche Institutionen wie z.B. die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) siedelten sich in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes in Adlershof an.
So wie viele Menschen derzeit ihre Zeit zuhause verbringen, mussten die beiden Flugtechniker schließlich ebenfalls am Boden bleiben. Es gelang ihnen nicht, die Maschine in die Luft zu bringen. Das lag vermutlich an dem schwachen Motor. Doch schon ein Jahr später hatte Häusler seinen Pilotenschein erworben. Ein weiteres Jahr später arbeitete er als Fluglehrer in Teltow südlich von Berlin. Die Berliner Flugmaschinen- und Explosions-Motoren-Gesellschaft (F.E.G.) hatte hier 1912 eine Flugschule eröffnet. Häusler verwendete nun Flugzeuge des gleichaltrigen, erfinderischen, umtriebigen Ingenieurs Hans Coler. Er unternahm Schauflüge "von zwei Runden um das Flugfeld auch mit Damen", schrieb das Teltower Kreis-Blatt. Außerdem war Häusler Teilnehmer an zahlreichen Flugwettbewerben, bei denen er sich vor allem durch Dauer- und Überlandflüge auszeichnete.
Den großen Traum vom Fliegen zum Greifen nahe zeigen die Menschen eine riesige Begeisterung; seien es die Flugpioniere oder das Publikum auf den Flugschauen. Bis zu einer halben Million Besucher an einem Tag bestaunen in Johannisthal, was die neue Flugtechnik möglich macht und bewundern die gewagten Manöver in der Luft. Kaum, dass ein Flugplatz eröffnete, siedelten sich Piloten, Konstrukteure sowie Herstellerbetriebe in dessen Umfeld an. Alleine Hugo Häusler wechselte in den Jahren 1912-1914 sechsmal seinen Wohnort. Zuletzt unternahm er Passagierflüge vom neu eröffneten Flugplatz Reichenberg-Boxdorf nördlich von Dresden. Danach verliert sich seine Spur.
Häuslers Geduld hatte sich bewährt. Mögen auch wir davon in den aktuellen Zeiten weiterhin viel aufbringen. Vielleicht lauschen wir währenddessen Reinhard Mey und träumen, dass über den Wolken, "die Freiheit wohl grenzenlos sein muss."
Vor 111 Jahren gab es in Finsterwalde bereits erste Flugversuche durch die Flugtechniker ("Aviatiker") Hugo Häusler und Fritz Holl. 1910 hatten beide eine Flugmaschine "HH 1" entwickelt. Die in Frankfurt a. M. herausgegebene Zeitschrift "Flugsport" verzeichnete im März 1910 lakonisch: "In Finsterwalde ist von den genannten Herren [Häusler und Holl - Anm. d. Verf.] eine Flugmaschine gebaut worden. [...] Der 30 PS Motor ist vorn angeordnet. Das Gewicht der Maschine beträgt 350 kg, das Flächenareal 50 qm." In der Nähe des heutigen Segelflugplatzes auf dem Heideplatz am Rande Finsterwaldes fand zwei Jahre später ein erster Flugtag statt. Knapp 3.000 Zuschauer verfolgten auf Gornickis Sportplätzen die Flugvorführungen.
Obwohl der Bau der Flugmaschine zunächst vor der Öffentlichkeit verborgen blieb, hatte ein Reporter des "Niederlausitzer Anzeigers" sie Anfang März 1910 besichtigen können. Der vogelförmige Rumpf von neun Metern Länge war schon gut zu erkennen. Eine Ansichtskarte, datiert im August des gleichen Jahres, zeigt Fotos des fertiggestellten Flugzeugs sowie der Konstrukteure. Der Absender aus Finsterwalde berichtet seiner Schwester und seinem Schwager von der Flugmaschine. Er ist sich sicher, dass die beiden Flugtechniker "in nächster Zeit nach Johannisthal kommen, um dort ihre Prüfung abzulegen".
Johannisthal war zu diesem Zeitpunkt noch ein Berliner Vorort, besaß aber den ersten deutschen Motorflugplatz, den zweiten in der Welt überhaupt. Dort legen die Luftfahrtpioniere ihre Flugscheinprüfungen ab, erproben die ersten Flugzeuge, werden Flugzeugmotorentests und Festigkeitsprüfungen sowie Flugschauen durchgeführt. Private Firmen und öffentliche Institutionen wie z.B. die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) siedelten sich in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes in Adlershof an.
So wie viele Menschen derzeit ihre Zeit zuhause verbringen, mussten die beiden Flugtechniker schließlich ebenfalls am Boden bleiben. Es gelang ihnen nicht, die Maschine in die Luft zu bringen. Das lag vermutlich an dem schwachen Motor. Doch schon ein Jahr später hatte Häusler seinen Pilotenschein erworben. Ein weiteres Jahr später arbeitete er als Fluglehrer in Teltow südlich von Berlin. Die Berliner Flugmaschinen- und Explosions-Motoren-Gesellschaft (F.E.G.) hatte hier 1912 eine Flugschule eröffnet. Häusler verwendete nun Flugzeuge des gleichaltrigen, erfinderischen, umtriebigen Ingenieurs Hans Coler. Er unternahm Schauflüge "von zwei Runden um das Flugfeld auch mit Damen", schrieb das Teltower Kreis-Blatt. Außerdem war Häusler Teilnehmer an zahlreichen Flugwettbewerben, bei denen er sich vor allem durch Dauer- und Überlandflüge auszeichnete.
Den großen Traum vom Fliegen zum Greifen nahe zeigen die Menschen eine riesige Begeisterung; seien es die Flugpioniere oder das Publikum auf den Flugschauen. Bis zu einer halben Million Besucher an einem Tag bestaunen in Johannisthal, was die neue Flugtechnik möglich macht und bewundern die gewagten Manöver in der Luft. Kaum, dass ein Flugplatz eröffnete, siedelten sich Piloten, Konstrukteure sowie Herstellerbetriebe in dessen Umfeld an. Alleine Hugo Häusler wechselte in den Jahren 1912-1914 sechsmal seinen Wohnort. Zuletzt unternahm er Passagierflüge vom neu eröffneten Flugplatz Reichenberg-Boxdorf nördlich von Dresden. Danach verliert sich seine Spur.
Häuslers Geduld hatte sich bewährt. Mögen auch wir davon in den aktuellen Zeiten weiterhin viel aufbringen. Vielleicht lauschen wir währenddessen Reinhard Mey und träumen, dass über den Wolken, "die Freiheit wohl grenzenlos sein muss."