Auch 30 Jahre nach Mauerfall braucht Demokratie noch Futter
Foto: © Sebastian Schiller - "Je intimer der Rahmen, desto eher fühlen sich die Menschen ernst genommen", war unlängst in einem Interview eines Hamburger Nachrichtenmagazins zu lesen. Darin ging es unter anderem darum, wie durch Anwesenheit und Nähe vor Ort politisches Vertrauen der Bürger zurückgewonnen werden kann. Am vergangenen Wochenende machte sich Staatssekretär Stephan Steinlein auf den Weg nach Finsterwalde. Auf ihn warteten im bis in den letzten Winkel gefüllten Alten Warenspeicher von "Ad. Bauer's Wwe." viele interessierte Finsterwalder Bürger. Ob sich Steinlein den Rahmen nun so intim vorgestellt hatte, wissen wir nicht. Sehr wohl aber, dass das Zitat von seinem Chef stammt, Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Für Steinlein war der Aufenthalt in der Stadt zugleich eine Heimkehr. Anfang der 60er Jahre geboren, lebte er fast zehn Jahre in Finsterwalde, bevor er mit einem Teil seiner Familie nach Nauen zogen. Wie bereits in Finsterwalde war sein Vater Reinhard Steinlein dort Superintendent des Kirchenkreises. Stephan Steinlein selbst wurde zunächst ebenfalls Theologe. Zu den 33. Finsterwalder Stadtgesprächen waren auch seine beiden älteren Schwestern aus Berlin in die Stadt ihrer Jugend gekommen und wussten sich noch an viele Erlebnisse und Begegnungen zu erinnern. Vor knapp 50 Jahren hatte Steinlein im August 1970 Finsterwalde verlassen. Für ihn "so etwas wie die erzwungene Vertreibung aus dem Paradies", wie er zu Beginn seines Vortrages sagte.
Stephan Steinlein nahm seine Zuhörer mit auf eine spannende Reise zur Beantwortung der Frage: "30 Jahre nach dem Mauerfall - Wie schaut die Welt heute auf uns?". Dabei waren seine persönlichen Eindrücke und Außenansichten auf Deutschland von besonderem Interesse, die der später studierte Diplomat von seinen zahlreichen Reisen und Gesprächen mitgebracht hat. Denn heute ist er einer der engsten Vertrauten des Bundespräsidenten und Leiter des Bundespräsidialamtes. Seit zwanzig Jahren sind beide über verschiedene berufliche Stationen hinweg fast symbiotisch miteinander verbunden.
Steinlein sprach in seiner Rede u.a. über den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der maßgeblich für die Wiedervereinigung Deutschlands war. Aus heutiger Sicht würde dieser unter der Beteiligung von Russland nach seiner Einschätzung vermutlich nicht mehr zustande kommen. Auch berichtete er von dem Applaus, der dem Bundespräsidenten in einer kleinen Stadt in der Toskana im August zuteil wurde, in der deutsche Nationalsozialisten 1944 mehr als 400 Zivilisten getötet hatten. Dieser mehr als freundliche Applaus sei ein deutliches Zeichen dafür, was in Europa gelungen ist. Überhaupt Europa: Steinlein machte sehr viel Mut für die europäische Idee. Für ihn gehören bis heute europäische und deutsche Einheit unwiderruflich zusammen.
Er schloss seinen Vortrag mit einem Zitat aus der Antrittsrede des Bundespräsidenten, das von einer Begegnung mit Shimon Peres handelt. Jener wurde von einer Studentin gefragt, was die Zukunft wohl bringe würde. "Die Zukunft", sagte Peres, "ist wie ein Kampf zweier Wölfe. Der eine ist das Böse, ist Gewalt, Furcht und Unterdrückung. Der andere ist das Gute, ist Frieden, Hoffnung und Gerechtigkeit." Die junge Frau hörte zu, schaute fasziniert und fragte ganz gespannt zurück: "Und - wer gewinnt?" Peres lächelte und sagte: "Der, den Du fütterst." Bezogen auf die offene Gesellschaft, die Freiheit, die Demokratie sowie die Menschenrechte bedeute dies, das es von uns allen abhängt, ob diese Grundwerte weiter erhalten bleiben.
Nach dem Vortrag folgte eine ausgedehnte Fragerunde sowie lang anhaltender Applaus. Die mehr als 70 Gäste gingen mit viel Zuversicht in den entspannten Teil des Abends, den die Sängerin Chantal Skadock zusammen mit Chris Poller stilvoll musikalisch eingerahmt hatten. Wir selbst haben Steinlein mit einem Foto seines Finsterwalder Geburtshauses überrascht, das dieses in Abwandlung eines Artikels auf der Titelseite des ZEITMAGAZINS zeigt; und zwar anstelle des Pfarrhauses von Angela Merkel. Manches vertrauensvolle Gespräch zu später Stunde zeigte, dass der vom Bundespräsidenten gewünschte intime Rahmen seine Wirkung gezeigt hatte. Fortsetzung folgt!
Lesen Sie mehr über die Veranstaltung mit Stephan Steinlein: Lausitzer Rundschau »
Für Steinlein war der Aufenthalt in der Stadt zugleich eine Heimkehr. Anfang der 60er Jahre geboren, lebte er fast zehn Jahre in Finsterwalde, bevor er mit einem Teil seiner Familie nach Nauen zogen. Wie bereits in Finsterwalde war sein Vater Reinhard Steinlein dort Superintendent des Kirchenkreises. Stephan Steinlein selbst wurde zunächst ebenfalls Theologe. Zu den 33. Finsterwalder Stadtgesprächen waren auch seine beiden älteren Schwestern aus Berlin in die Stadt ihrer Jugend gekommen und wussten sich noch an viele Erlebnisse und Begegnungen zu erinnern. Vor knapp 50 Jahren hatte Steinlein im August 1970 Finsterwalde verlassen. Für ihn "so etwas wie die erzwungene Vertreibung aus dem Paradies", wie er zu Beginn seines Vortrages sagte.
Stephan Steinlein nahm seine Zuhörer mit auf eine spannende Reise zur Beantwortung der Frage: "30 Jahre nach dem Mauerfall - Wie schaut die Welt heute auf uns?". Dabei waren seine persönlichen Eindrücke und Außenansichten auf Deutschland von besonderem Interesse, die der später studierte Diplomat von seinen zahlreichen Reisen und Gesprächen mitgebracht hat. Denn heute ist er einer der engsten Vertrauten des Bundespräsidenten und Leiter des Bundespräsidialamtes. Seit zwanzig Jahren sind beide über verschiedene berufliche Stationen hinweg fast symbiotisch miteinander verbunden.
Steinlein sprach in seiner Rede u.a. über den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der maßgeblich für die Wiedervereinigung Deutschlands war. Aus heutiger Sicht würde dieser unter der Beteiligung von Russland nach seiner Einschätzung vermutlich nicht mehr zustande kommen. Auch berichtete er von dem Applaus, der dem Bundespräsidenten in einer kleinen Stadt in der Toskana im August zuteil wurde, in der deutsche Nationalsozialisten 1944 mehr als 400 Zivilisten getötet hatten. Dieser mehr als freundliche Applaus sei ein deutliches Zeichen dafür, was in Europa gelungen ist. Überhaupt Europa: Steinlein machte sehr viel Mut für die europäische Idee. Für ihn gehören bis heute europäische und deutsche Einheit unwiderruflich zusammen.
Er schloss seinen Vortrag mit einem Zitat aus der Antrittsrede des Bundespräsidenten, das von einer Begegnung mit Shimon Peres handelt. Jener wurde von einer Studentin gefragt, was die Zukunft wohl bringe würde. "Die Zukunft", sagte Peres, "ist wie ein Kampf zweier Wölfe. Der eine ist das Böse, ist Gewalt, Furcht und Unterdrückung. Der andere ist das Gute, ist Frieden, Hoffnung und Gerechtigkeit." Die junge Frau hörte zu, schaute fasziniert und fragte ganz gespannt zurück: "Und - wer gewinnt?" Peres lächelte und sagte: "Der, den Du fütterst." Bezogen auf die offene Gesellschaft, die Freiheit, die Demokratie sowie die Menschenrechte bedeute dies, das es von uns allen abhängt, ob diese Grundwerte weiter erhalten bleiben.
Nach dem Vortrag folgte eine ausgedehnte Fragerunde sowie lang anhaltender Applaus. Die mehr als 70 Gäste gingen mit viel Zuversicht in den entspannten Teil des Abends, den die Sängerin Chantal Skadock zusammen mit Chris Poller stilvoll musikalisch eingerahmt hatten. Wir selbst haben Steinlein mit einem Foto seines Finsterwalder Geburtshauses überrascht, das dieses in Abwandlung eines Artikels auf der Titelseite des ZEITMAGAZINS zeigt; und zwar anstelle des Pfarrhauses von Angela Merkel. Manches vertrauensvolle Gespräch zu später Stunde zeigte, dass der vom Bundespräsidenten gewünschte intime Rahmen seine Wirkung gezeigt hatte. Fortsetzung folgt!
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