Umbrüche in der Fotografie: Sofortbild statt mobile Dunkelkammer
Foto: © Jürgen Schlinger - Anläßlich des Denkmaltages am 08.09.2019 lädt der Sammler und Fotograf Jürgen Schlinger in das ehemalige Kaufmannshaus "Ad. Bauer's Wwe." in Finsterwalde. Wie in den letzten Jahren begrüßt er dann gemeinsam mit Familie Schiller begeistert die zahlreichen Besucher seiner Dauerausstellung zur "Geschichte der Photo- und Kinematographie" und überrascht sie wieder mit einer Sonderschau. Das Motto des "Tag des offenen Denkmals" 2019 lautet: "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur".
Ein Umbruch steht auch im Mittelpunkt von Schlinger's diesjähriger Sonderschau. Am 19. August 1839, also vor 180 Jahren, wurde durch Frankreichs Akademien für Wissenschaft und Kunst die nach ihrem Erfinder benannte Daguerreotypie als erstes Lichtbildverfahren zur Nutzung freigegeben. Das war die Geburtsstunde der Fotografie. Erstmals sahen die Menschen Abbildungen von Umwelt, Landschaft, Architektur und Personen, unabhängig vom Talent der bis dahin auf diesem Gebiet alleine tätigen Maler und Zeichner.
Waren Daguerreotypien noch kostspielige Unikate, erkannte der englische Wissenschaftler William Henry Fox Talbot schnell den Bedarf, die Bilder auch vervielfältigen zu können und erfand die zukunftsweisende Negativ-Positiv-Technik. Zur Beseitigung weiterer Unzulänglichkeiten dieser beiden Verfahren war es notwendig, eine Glasplatte als transparentes Trägermaterial für die lichtempfindliche Silberschicht einzusetzen. So wurde in den 1850er Jahren das sogenannte "Nasse Kollodiumverfahren" für die folgenden dreißig Jahre gängige Praxis in der Fotografie. Allerdings bestand hierbei das Problem, dass die Platte unmittelbar vor der Aufnahme in noch feuchtem Zustand belichtet und sofort entwickelt werden musste, sonst wäre die Lichtempfindlichkeit weitgehend verloren gegangen. Dies bedeutete, dass der Fotograf für Aufnahmen außerhalb seines Ateliers eine mobile Dunkelkammer mitführen musste, eine enorme Erschwernis.
Dem französischen Ingenieur Jules Bourdin gelang es 1864 mit einer Erfindung seine Idee zu verwirklichen, die Platte bereits im Innern der Kamera zu sensibilisieren, belichten, entwickeln und fixieren und so ohne eine Dunkelkammer vor Ort auszukommen. Seine in Paris produzierte "Dubroni" wurde ein voller Erfolg. Der Hersteller lieferte die Kamera in einem handlichen Kasten, der das erforderliche Zubehör, Chemikalien und Platten enthielt und verkaufte sie in großen Stückzahlen. Erst mit dem Aufkommen der Trockenplatte in den 1880er Jahren geriet die Kamera in Vergessenheit. Heute existieren nur noch wenige, von Museen und Sammlern begehrte Exemplare. Diese sind vom Preis her jedoch meistens unerschwinglich.
Aus diesem Grund hat Tischlermeister und Photographica-Sammler Jürgen Schlinger für den Eigenbedarf einen weitgehend originalgetreuen Nachbau hergestellt. Die würfelförmige Holzkamera ist innen mit einem Keramikbehälter versehen, an welchem die Aufnahmeplatte dicht anliegt. Durch eine kleine Öffnung im Kameragehäuse werden nacheinander mittels einer Pipette die einzelnen Chemikalien eingefüllt, durch Schwenken über die Platte verteilt und wieder abgesaugt. Nach Abschluss der Arbeitsgänge kann durch eine Tür an der Rückseite das fertige Negativ entnommen werden.
Der 88-jährige freut sich, interessierten Besuchern die für die damalige Zeit herausragende Erfindung vorzustellen und einen weiteren Einblick in die Technikgeschichte zu geben. Zusätzlich werden am Denkmaltag alle übrigen Ausstellungsstücke wie z.B. die sieben Meter lange Jugendstilladentheke, der Lastenaufzug, die Kaffeeröstmaschine und die originale Orthopädie-Werkstatt zu besichtigen sein. Und im Ring-Café wird es natürlich wieder frischen Kaffee und Kuchen geben.
Im kommenden Oktober wird an gleicher Stelle die Veranstaltungsreihe "Finsterwalder Stadtgespräche" fortgesetzt. Erwartet wird der Leiter des Bundespräsidialamtes Stephan Steinlein, der mit einem Vortrag zu dem Thema "30 Jahre nach dem Mauerfall – Wie schaut die Welt heute auf uns?" sehr interessante Ansichten auf Deutschland geben wird. Die gemeinsam mit dem Finsterwalder SängerstadtRegion e.V. durchgeführte kulturelle Veranstaltungsreihe erfreut sich seit fast zwanzig Jahren einer großen Beliebtheit.
Ein Umbruch steht auch im Mittelpunkt von Schlinger's diesjähriger Sonderschau. Am 19. August 1839, also vor 180 Jahren, wurde durch Frankreichs Akademien für Wissenschaft und Kunst die nach ihrem Erfinder benannte Daguerreotypie als erstes Lichtbildverfahren zur Nutzung freigegeben. Das war die Geburtsstunde der Fotografie. Erstmals sahen die Menschen Abbildungen von Umwelt, Landschaft, Architektur und Personen, unabhängig vom Talent der bis dahin auf diesem Gebiet alleine tätigen Maler und Zeichner.
Waren Daguerreotypien noch kostspielige Unikate, erkannte der englische Wissenschaftler William Henry Fox Talbot schnell den Bedarf, die Bilder auch vervielfältigen zu können und erfand die zukunftsweisende Negativ-Positiv-Technik. Zur Beseitigung weiterer Unzulänglichkeiten dieser beiden Verfahren war es notwendig, eine Glasplatte als transparentes Trägermaterial für die lichtempfindliche Silberschicht einzusetzen. So wurde in den 1850er Jahren das sogenannte "Nasse Kollodiumverfahren" für die folgenden dreißig Jahre gängige Praxis in der Fotografie. Allerdings bestand hierbei das Problem, dass die Platte unmittelbar vor der Aufnahme in noch feuchtem Zustand belichtet und sofort entwickelt werden musste, sonst wäre die Lichtempfindlichkeit weitgehend verloren gegangen. Dies bedeutete, dass der Fotograf für Aufnahmen außerhalb seines Ateliers eine mobile Dunkelkammer mitführen musste, eine enorme Erschwernis.
Dem französischen Ingenieur Jules Bourdin gelang es 1864 mit einer Erfindung seine Idee zu verwirklichen, die Platte bereits im Innern der Kamera zu sensibilisieren, belichten, entwickeln und fixieren und so ohne eine Dunkelkammer vor Ort auszukommen. Seine in Paris produzierte "Dubroni" wurde ein voller Erfolg. Der Hersteller lieferte die Kamera in einem handlichen Kasten, der das erforderliche Zubehör, Chemikalien und Platten enthielt und verkaufte sie in großen Stückzahlen. Erst mit dem Aufkommen der Trockenplatte in den 1880er Jahren geriet die Kamera in Vergessenheit. Heute existieren nur noch wenige, von Museen und Sammlern begehrte Exemplare. Diese sind vom Preis her jedoch meistens unerschwinglich.
Aus diesem Grund hat Tischlermeister und Photographica-Sammler Jürgen Schlinger für den Eigenbedarf einen weitgehend originalgetreuen Nachbau hergestellt. Die würfelförmige Holzkamera ist innen mit einem Keramikbehälter versehen, an welchem die Aufnahmeplatte dicht anliegt. Durch eine kleine Öffnung im Kameragehäuse werden nacheinander mittels einer Pipette die einzelnen Chemikalien eingefüllt, durch Schwenken über die Platte verteilt und wieder abgesaugt. Nach Abschluss der Arbeitsgänge kann durch eine Tür an der Rückseite das fertige Negativ entnommen werden.
Der 88-jährige freut sich, interessierten Besuchern die für die damalige Zeit herausragende Erfindung vorzustellen und einen weiteren Einblick in die Technikgeschichte zu geben. Zusätzlich werden am Denkmaltag alle übrigen Ausstellungsstücke wie z.B. die sieben Meter lange Jugendstilladentheke, der Lastenaufzug, die Kaffeeröstmaschine und die originale Orthopädie-Werkstatt zu besichtigen sein. Und im Ring-Café wird es natürlich wieder frischen Kaffee und Kuchen geben.
Im kommenden Oktober wird an gleicher Stelle die Veranstaltungsreihe "Finsterwalder Stadtgespräche" fortgesetzt. Erwartet wird der Leiter des Bundespräsidialamtes Stephan Steinlein, der mit einem Vortrag zu dem Thema "30 Jahre nach dem Mauerfall – Wie schaut die Welt heute auf uns?" sehr interessante Ansichten auf Deutschland geben wird. Die gemeinsam mit dem Finsterwalder SängerstadtRegion e.V. durchgeführte kulturelle Veranstaltungsreihe erfreut sich seit fast zwanzig Jahren einer großen Beliebtheit.